Drei Fragen an Jörg Mayer.

Jörg Mayer | Managing Director des deutschen Industrieverbands SPECTARIS

Wie wichtig ist die Rückführung von Hightech-Produkten nach Europa im Hinblick auf die Versorgungssicherstellung?

Mayer: Die Liefer- und Energieengpässe führen uns die Gefahren einer Abhängigkeit Europas vor Augen und können wichtige Schlüsselindustrien ausbremsen. Die Rückführung der Produktion nach Europa ist dabei nur in Teilen ein möglicher Lösungsweg. Risiken müssen auch durch die regionale Diversifizierung von Beschaffungsstrukturen und den Aufbau alternativer Lieferanten minimiert werden.

Manche Experten sagen, dass die Entwicklung an den Ort der Produktion folgt. Sehen Sie das auch so?

Definitiv. Das enge Zusammenspiel von Zulieferern und Kunden, aber auch von Entwicklern und Produktionsverantwortlichen führt gerade in der Medizintechnik zu Produktinnovationen. Ein oft unterschätzter Effekt von starken Hightech-Wertschöpfungsketten ist zudem die Magnetwirkung auf die Forschungslandschaft, also auf Universitäten und Institute. Denn dort werden viele der Fachkräfte ausgebildet, die später in der Industrie an Innovationen arbeiten.

Welche Stolpersteine lauern auf rückkehrwillige Unternehmen?

Wichtig ist es, nicht nur die Hürden einer Rückverlagerung zu überwinden, sondern auch darauf zu achten, dass die Industrie in Europa erhalten bleibt. Für beide Fälle müssen die Rahmenbedingungen stimmen und das ist zurzeit noch nicht der Fall. Deshalb wünschen wir uns von Seiten SPECTARIS ein starkes Engagement der Politik, um die Zuwanderung internationaler Fachkräfte zu fördern.